Schon als Jugendliche lernte ich Yoga kennen und stellte anhand eines Taschenbuches Asanas für mich zusammen und führte sie täglich aus. Infolge einer Skoliose, war ich aufgefordert, regelmässige Körperübungen zu machen. Statt der anfänglich empfohlenen Physiotherapiebehandlungen, entschied ich mich für Yoga und bin seither mal mehr, mal weniger intensiv dieser Praxis treu geblieben. Da ich kein sportlich ambitionierter Mensch bin, mich aber sehr gerne bewege, passte das Eintauchen ins Yoga bestens zu meinem Wesen. Für einige Zeit waren die „5 Tibeter“ mein tägliches Programm. Beide Körperschulen führen in einen achtsamen und zielgerichteten Bewegungsablauf und laden ein, sich mit Meditation und vertiefter Atmung zu befassen. So ging mein Weg weiter und führte mich in einen Vipassana Retreat. Auch diese Praxis habe ich einige Jahre in meinen Tagesablauf aufgenommen.
Reise nach Indien
Um mich von einer stressigen Arbeitsphase und einer persönlichen Krise zu erholen, reiste ich nach Indien und vertiefte mich in ein intensives Yogatraining. Ich lernte bei diesem Indienaufenthalt das ländliche Indien kennen. Da wir abseits aller bekannten Pfade in einem kleinen Dorf bei unserem Yogameister wohnten, wurden wir traditionell verpflegt. Es gab ayurvedisches Essen. Unsere Gastfamilie kochte nach des Meisters Anweisungen das optimale Essen für unsere Bedürfisse. Alles wurde aus frischen, regionalen Zutaten zubereitet.
Yoga und Ayurveda
Yogatherapie gehörte mit zu unserem Ausbildungsprogramm. Mit unserem Lehrer reisten wir zu kranken Menschen in die umliegenden Dörfer und nahmen teil an seiner Beratung. Es war eindrücklich zu erleben, wie sich die Familien um den Kranken versammelten und den Anweisungen unseres "Gurus" folgten. Fast immer empfahl er für den Beginn der Behandlung einige Tage Khichari als Diät und erklärte genau, mit welchen Zutaten diese Diät zubereitet werden sollte. Als Seminar- und Cateringköchin war ich schon seit vielen Jahren tätig und hatte dabei indisch-ayurvedische Buffets als meine Spezialität entdeckt. In Indien bin ich dieser Ernährungsform dann in ihrer ursprünglichen Qualität begegnet. Während meinem Indienaufenthalt lernte ich die ayurvedische Küche noch besser kennen, und vor allem konnte sich mein Körper erfolgreich von einigen hartnäckigen Störungen befreien. Geholfen hat natürlich das Fehlen der üblichen Genussmittel. In dieser Phase meines Lebens war es mir möglich, über einige Jahre jeweils im Winter sechs bis acht Wochen nach Indien zu reisen. Den grössten Teil dieser Zeit verbrachte ich in einem Yoga-Ashram. Am Ende der Aufenthalte gehörte für mich jedes Mal eine längere Zugreise dazu. Es gab so vieles, das ich in dem grossen Land sehen wollte. Die Tage und Nächte im Zug brachten mich der Umgebung, dem Land und den Leuten näher. Ich fühlte mich wohl mit den Gerüchen, Geräuschen und mit dem Klang der Sprache. Am liebsten aber war mir das Essen in den immer häufiger zu findenden ayurvedischen Restaurants. Ich liebe die gesunden ayurvedischen Gerichte. Während einem längeren Aufenthalt in einem Ashram in Goa konnte ich an einem Ayurveda-Ausbildungskurs teilnehmen. Sechs Wochen dauerte der Intensivkurs bei einem Ayurveda- Arzt aus Kerala. Es gab eine schriftliche Abschlussprüfung, für die wir den ganzen Stoff selbständig nochmals durcharbeiten mussten. Dabei lernten wir die wichtigsten Grundlagen von Ayurveda. Dr. Arun brachte sie uns nahe, indem er uns viel über die praktische Verankerung des Wissens in der indischen Kultur erzählte. Das war eine spannende und kurzweilige Art, in dieses Wissen einzutauchen. Zusammen mit ihm und seinen Assistenten kochten wir Massageöle aus Pflanzen der Umgebung. Erfahrene MassagepraktikerInnen führten uns in die Massagepraxis ein. Mit ihrer Hilfe übten wir die Techniken aneinander. Wir lernten Kadi basti und Pinda sveda herstellen und ausführen.
Heilpraktikerschule in Luzern
Nach bestandener Prüfung in Indien war mein Wunsch geweckt, eine anerkannte Ausbildung in der Schweiz zu finden. An der Heilpraktikerschule in Luzern habe ich die professionelle Ausbildung bei der Europäischen Akademie für Ayurveda Rosenberg gefunden und die Ausbildung als Ernährungs- und Gesundheitsberaterin sowie als Massage-Praktikerin abgeschlossen. Ich erhalte in kürze das Diplom als Komplementärtherapeutin. Für die Ayurveda-Massagen bin ich von Schweizer Krankenkassen anerkannt, und Klienten mit einer entsprechenden Zusatzversicherung können sich meine Rechnungen rückvergüten lassen.
Lebenslanges Lernen
Die Ausbildung ist, wie das ganze ayurvedische Wissensgebiet, sehr vielseitig. Schon bald wurde mir bewusst, dass es sich um ein lebenslanges Lernen handeln wird. Für mich war es sehr nützlich, während der Ausbildung die Ernährung, die Beachtung der Tageszeiten, den Tagesrhythmus, die Reinigungstechniken und die Anwendung der Öle an mir selbst zu erfahren und ihre tiefere Wirkung zu erleben. Als Ayurvedische Therapeutin zu arbeiten, bringt mir viel Freude und grosses Glück. Es gibt so Vieles, das ich Menschen als Hilfe und Unterstützung anbieten kann. Im achtsamen Umgang mit Klienten kann ich in kleinen Schritten viel zu einer verbesserten Lebensqualität beitragen. Mein Interesse an Ayurveda ist durch das Kennenlernen der vielen Bereiche verstärkt worden. Ich habe mit der Ausbildung als Ayurveda Medizinerin begonnen und möchte mich gerne vertieft mit der ayurvedischen Psychologie beschäftigen. Als schon lange schlummernder Wunsch wartet das Studium von Sanksrit.
Meine Praxis in Winterthur
Nach der Investition in mein neues Fachgebiet suchte ich nach einem Praxisraum in einer belebten Umgebung. Den fand ich in Winterthur. Mein Mann musste zuerst für den Umzug bewegt werden. Doch die Zeit schien reif, um unser Gemeinschaftsprojekt am Bodensee zu verlassen. Die Kinder waren erwachsen und ausgeflogen, wir waren bereit als Paar etwas Neues zu wagen. Mein Mann, der kurz vor seiner Pensionierung steht, hat inzwischen eine Weiterbildung als Yogatherapeut begonnen. Ich wünsche mir, dass ich seine Kenntnisse künftig in mein Praxisangebot aufnehmen kann und sich daraus ein gemeinsames Projekt entwickelt. In einer neu gebauten Genossenschaftsüberbauung konnte ich einen Raum im Erdgeschoss mieten (22m2). Wir fanden im vierten Stock eine ideale Wohnung für uns. Das Haus befindet sich in einem neu entwickelten Stadtteil von Winterthur. Es ist zentral gelegen und nicht weit vom Bahnhof. Die Umgebung ist autofrei und ruhig. Wunderbarerweise liess sich der Praxisraum mit allem nötigen Mobiliar sehr schön einrichten, sogar eine Svedana Box passte hinein. Das Einrichten war eine intensive Aufgabe. In vielen Stunden habe ich die Farbgebung erdacht und die Stimmung von meinem Wunschraum im Geiste vorbereitet. Der Praxisraum ist nun, wie ich ihn gerne habe und wie ich darin praktisch und stimmungsgenau arbeiten kann. Das Schaufenster ist beschriftet mit eigenem Logo und mit einer wetterfesten Kartenbox versehen. Mit einer Praxis gut zu landen, ist nicht zu unterschätzen. Zum Glück konnte ich meine beiden bisherigen kleinen Geschäfte (das Bistro am Bodensee und ein Geschenklädeli) mit Erfolg an eine Nachfolgerin abtreten. Mit dem Erlös schaffte ich mir etwas Luft und ein kleines finanzielles Polster. Der Aufbau meiner Praxis ist noch voll in Gange. Ich sass viele Stunden am Computer und bearbeitete eine Homepage, kreierte Flyer, schrieb den Verbandseintrag, Vernetzungen, Anzeigen und pflegte Kontakte. Zur Anregung interessierter NachbarInnen biete ich zweimal wöchentlich Morgen-Yoga an. So langsam zeigen sich Kunden, und ich freue mich über jedes neue Gesicht. Jede Erfahrung schätze ich als grossartige Gelegenheit, mein Wissen tiefer auszuloten und gleichzeitig den Klienten Raum zu lassen, ihren Weg zu finden.
Im Geist schwingt immer mein unterstützender Spruch mit:
„Always do your best, Jah will do the rest“.