Ayurveda für Mutter und Kind

– von der Empfängnis bis zum ersten Lebensjahr

Artikel von Ayurveda-Ernährungsexpertin Kerstin Rosenberg mit einem Interview von Dr. med. Ludwig Kronpaß, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtsmedizin am Klinikum Rotthalmünster

Die Schwangerschaft ist eine ganz besondere Zeit im Leben der Frau. Sie erfordert ihre volle Aufmerksamkeit für das eigene Wohlergehen und die Entwicklung des Kindes. Eine besonders bekömmliche und ausgeglichene Nahrung verhilft der werdenden Mutter zu körperlichem und emotionalem Wohlbefinden sowie zur Reduktion von typischen Schwangerschaftsbeschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit oder Appetitlosigkeit.

Zu den wichtigsten Eigenschaften der gesunden Ernährung in der Schwangerschaft zählen leicht, nährend und vitalstoffreich. Alle Speisen sollten stets frisch zubereitet sein, den Körper in seinem erneuernden Gewebeaufbau unterstützen (Rasayana-Ernährung) und den Geist öffnen und befreien (sattvische Ernährung).

In der Praxis bedeutet dies, dass die Schwangere mindestens drei regelmäßige, liebevoll zubereitete und in einer entspannten Atmosphäre eingenommene Mahlzeiten benötigt. Neben viel frischem Gemüse, Getreide und Früchten sollten auch regelmäßig Milch, Ghee, Honig sowie etwas Hühnersuppe in den Speiseplan integriert werden, um den Ojas- und Dhatu-Aufbau zu stärken.

Ein Übermaß an scharfen Gewürzen wie Chili oder Senf sowie stark erhitzende Früchte wie Papaya und Ananas sind kontraindiziert und sollten gemieden werden.

Aus ayurvedischer Sicht ist die Schwangerschaft ist eine der wichtigsten Zeiten im Leben des Menschen. Vom Zeitpunkt der Zeugung an werden die fundamentalen Prägungen der körperlichen und mentalen Konstitution ausgebildet und die gesunde Entwicklung, Intelligenz und Immunkraft bestimmt. Somit nimmt die Zeugung, Empfängnis und Schwangerschaft großen Einfluss auf die unveränderbaren Persönlichkeitsanteile unserer Konstitution und prägt damit auf nachhaltigste Weise das ganze spätere Leben. Um dafür optimale Voraussetzungen zu schaffen, benennt Ayurveda drei Stufen der Schwangerschaftsbehandlung:

  1. Purvakarma- Maßnahmen zur Vorbereitung

  2. Padhan – Betreuung während der Schwangerschaft

  3. Paricarya – Nachsorge für Mutter und Kind

Die Entwicklung fördern – vom ersten bis zum neunten Monat

Wie auch die westliche Frauenheilkunde weiß Ayurveda um die Entwicklung des Fötus im Mutterleib und möchte durch gesunde Ernährung und Lebensweise zu einer optimalen Entwicklung beitragen. Speziell die ersten 3 Monate sind entscheidend, da in diesem Zeitraum alle Organe und Funktionssysteme des Körpers gebildet werden und die Prakriti des Menschen sich ausformt. Im Anschluss findet nur das Wachstum dessen statt. Auch für die mentale Konstitution, welche für die geistigen Neigungen und Anlagen, Intelligenz und Bewusstsein des Menschen verantwortlich ist, wird in den ersten 12 Wochen das Fundament gelegt. Die Gefühle, Handlungen und Einstellungen der Mutter übertragen sich direkt auf das Kind und beeinflussen die Verteilung und Manifestation der mentalen Kräfte Tamas, Rajas und Sattva. Umso mehr Liebe, Schutz, Geborgenheit und wohlwollende Unterstützung die werdende Mutter in den sensiblen Schwangerschaftsmonaten erfährt und umso entspannter, freudvoller und spiritueller sie ihren Alltag gestaltet, umso positiver und stärker können sich die geistigen Kräfte des sich entwickelnden Fötus herausformen.
 
Nach dieser überaus empfindsamen Anfangsphase gewinnen Mutter und Kind während der Schwangerschaft immer mehr Stabilität im Wachstumsprozess. Achtet die Schwangere nun auf eine möglichst umfassende Versorgung mit allen notwendigen Aufbaustoffen und passt sie ihren Lebensstil ihren körperlichen und mentalen Bedürfnisse an, so steht einer glücklichen, erfüllten und gesunden Schwangerschaft nichts mehr im Wege.

Empfehlungen für spezielle Bedürfnisse und Beschwerden in der Schwangerschaft
Granatapfel wird bei Blutarmut zum regelmäßigen Verzehr empfohlen. Auch der Heißhunger nach sauren Substanzen ist ein Symptom für einen Mangel an Raktadhatu und sollte mit Granatapfel befriedigt werden. Goldwasser ist ein traditionelles Mittel, welches den Gewebestoffwechsel aller Dhatus nährt, gegen Schwangerschaftsdepressionen hilft und zur Immunstärkung und zur Wachstumsförderung des Fötus eingesetzt wird. Das medizinierte Wasser mit Gold wird hergestellt, indem 2 Liter Wasser in einem offenen Topf gegeben werden, ein Goldstück oder Goldring hinzugegeben wird und die Flüssigkeit auf 1 Liter eingekocht wird. Über den Tag verteilt trinken.

Phasen in der Schwangerschaft

Traditionell teilt die ayurvedische Frauenheilkunde die Zeit der Schwangerschaft (Pradam) nochmals in drei Phasen ein, für die spezielle Empfehlungen zum Dosha-Ausgleich gelten:

In der ersten Schwangerschaftsphase

sind die Doshas in Aufruhr. Die Monatsblutung setzt aus, allgemeines Unwohlsein, Müdigkeit, Frieren und innere Unruhe zeigen ein Übermaß an Vata an. Ebenso können Vata-typische Beschwerden betreffend der Verdauung auftreten, wie Appetitverlust, Erbrechen und Abneigung gegen Gerüche aller Art. Ein Kapha- Ungleichgewicht wird von Schweregefühl, Speichelzunahme und Spannung in den Brüsten signalisiert. Ein Übermaß an Pitta äußert sich in Form von Reizbarkeit und Übelkeit.
Alle Empfehlungen für die ersten Schwangerschaftswochen zielen darauf ab, Vata und Pitta auszugleichen und erhitzende Substanzen zu meiden, da diese den Fötus gefährden können. Mit viel Ruhe, Entspannung, ausgleichender Bewegung und kühlenden, aufbauenden, leicht verdaulichen Nahrungsmitteln erhalten Mutter und Kind die notwendige Stabilität für den Schwangerschaftsstart. Vor exzessiven Sexualpraktiken, Extrem- Sport oder starken körperlichen und geistigen Anstrengungen wird ausdrücklich gewarnt.

Spezielle Ernährungsempfehlungen für die erste Schwangerschaftsphase

  • Alle schweren, heißen und sauren Nahrungsmittel vermeiden.
  • Auf Alkohol, Kaffee und Fisch verzichten.
  • Milch, Honig, Ghee, Mandeln, Kokosnuss, Rosinen, Aprikosen, Granatapfel in den Speiseplan integrieren.
  • Reis, Weizen, Joghurt, Hülsenfrüchte und Geflügel werden für den Speiseplan empfohlen.

Die zweite Schwangerschaftsphase
beginnt mit der 16. Schwangerschaftswoche. Die Doshas haben sich beruhigt und alle Funktionen sind nun auf Wachstum und Aufbau der Dhatus ausgerichtet. Dazu braucht es eine nährende, aufbauende, kraftvolle Kost, die Mutter und Kind mit allen notwendigen Aufbaustoffen versorgt.

Heißhunger oder Gelüste nach süßen oder sauren Speisen sind typische Symptome von Mangelerscheinungen, welche durch schlechte Nahrungsaufschlüsselung (Manda Agni) hervorgerufen wurden oder auf Blutarmut zurückzuführen sind. In beiden Fällen helfen Granatapfel, Milch mit Ingwer und Pippali sowie ergänzende Kräuter, Vitamin- und Mineralstoffpräparate.

Hunger- und Fastenkuren sollten strengstens gemieden werden, genauso wie ausleitende Ayurveda- Behandlungen (Pancakarma) und Ölmassagen. Ausgenommen sind ayurvedische Massagetechniken, welche spezielle auf die Bedürfnisse von Schwangeren abgestimmt sind.

Die Frau sollte sich eines angenehmen und glücklichen Lebensstils erfreuen, schöne und helle Kleidung tragen, Perlenschmuck (kühlt) sowie sich täglich pflegen mit duftenden Ölen.

Spezielle Ernährungsempfehlungen für die zweite Schwangerschaftsphase

  • Stets frisch gekochte Mahlzeiten einnehmen und nur wenig Rohkost essen.
  • Süße Früchte wie Mango, Aprikosen, Trauben und süße Äpfel bevorzugen.
  • Falls gewünscht kann 2- bis 3-mal pro Woche ein Mittagessen mit Geflügel, Fleischbrühe oder Eiern eingenommen werden.
  • Milchreis und Ingwermilch sind besonders empfehlenswert.
  • Nahrungsergänzungen wie Amalaki, Ashwaganda, Shatavari mit Milch nähren Mutter und Kind.

Die dritte Schwangerschaftsphase

bereitet Mutter und Kind auf die Geburt vor. Ab der 32. Schwangerschaftswoche kann das Apana-Vata mit Ölmassagen, Yogaübungen und sanfter Sexualität stärker stimuliert werden. Warme Bäder, Schwimmen im warmen Wasser und ruhige Spaziergänge entlasten Körper und Psyche. Warme Öl-Einläufe wirken auf Vata ein, erweichen den Beckenboden und Uterus und bereiten die Geburt vor. Diese werden in den letzten 2-3 Schwangerschaftswochen empfohlen.

Spezielle Ernährungsempfehlungen für die dritte Schwangerschaftsphase

  • Keine blähenden und kalten Nahrungsmittel einnehmen.
  • Am Abend leichte Suppen mit Gemüse, Reis oder Mungobohnen essen.
  • Auberginen, Hing, schwarzer Pfeffer und Bockshornkleesamen stimulieren Apana-Vata.
  • Reispudding mit Milch, Kardamom und Ghee unterstützen den Ojas-Transformationsprozess im 8. Schwangerschaftsmonat.

”Kein Geschenk übertrifft das Geschenk des Lebens“ CaSa, C1,4,61

Paricarya – die Nachsorge

Mit der Geburt beginnt die Nachsorge für die Mutter (Paricarya) und gleichzeitig die erste Phase der ayurvedischen Kinderheilkunde (Ksirada), welche bis zum 6. Monat andauert. Hier erfahren Mutter und Kind alles, was sie für einen guten Start ins neue Leben brauchen.

Die Geburt ist für Mutter und Kind sehr anstrengend und beide benötigen im direkten Anschluss stärkende Unterstützung, um den Geburtsstress zu verkraften. Das Vata-System ist völlig aus dem Lot und das Agni sehr schwach. Mit viel Ruhe und Agni-stärkenden Rezepturen kommt die Mutter zu neuer Kraft und Stabilität, welche sie an das Neugeborene überträgt.

Die Ernährung der Mutter ist entscheidend für das körperliche und emotionale Wohlbefinden für sie selbst und das Baby. Über die Muttermilch übertragen sich alle Nähr- und Wirkstoffe auf das Kind. Was die Mutter isst, überträgt sich direkt auf die Muttermilch. Eine ausgeglichene Diät mit viel frisch zubereiteten Speisen, die alle sechs Geschmacksrichtungen enthalten, und viel nährenden Flüssigkeiten (Suppe, Eintöpfe), sind Ernährung und Medizin zugleich. Im Krankheitsfalle werden alle Therapeutika für das Baby über die Ernährung der stillenden Mutter verabreicht. Die Heilkräfte der Nahrung, Gewürze und Kräuter können direkt über die Muttermilch, welche als optimale Trägersubstanz dient, weitergegeben werden.

Ist es der Mutter nicht möglich, im ausreichenden Maße auf ihre Gesundheit und Ernährung zu achten, so können sich typische Vata-Beschwerden wie Erschöpfung, Fieber, Gelenkschmerzen, Übergewicht, Appetitlosigkeit oder Schlaflosigkeit führen. Nun helfen zum Vata-Ausgleich eine leicht verdauliche Diät mit frischen, nährstoffreichen und befeuchtenden Speisen.

  Do ́s –
 besonders empfehlenswerte Nahrungsmittel Dont ́s –
 besonders schädliche Nahrungsmittel
Früchte Apfel, Banane, Kirschen, Kokosnuss, Datteln, Brotbaumfrucht, Feigen, Trauben, Limonen, Orange, Papaya, Granatapfel, Pfirsich, Himbeeren, Erdbeeren Zuckerrohr, Sternen-Stachelbeeren, Mango, Brotbaumfrucht, Wasserkastanien, Maulbeeren
Gemüse Spargel, Blumenkohl, Sellerie, Drumsticks, Spinat Bittergurke, Gurke, Schwarze Bohnen, Kürbis, Okra, Sojabohne, Rote Beete, Karotten, Zwiebel, Kartoffel, Süßkartoffel, Yams

Getreide

Gerste, Hirse, Mais, Reis, Amaranth, Hafer

Weizen

Hülsenfrüchte Mungobohnen Kichererbsen, Urad Dal, braune Linsen, rote
Linsen
Nüsse Mandel Cashewnuss, Erdnuss, Pistazien, Walnuss, Wasserkastanie
Öle Erdnussöl, Sonnenblumenöl, Rizinusöl Sesamöl, Olivenöl, Distelöl
Gewürze Hing, schwarze Senfsamen, Kardamom, Zimt, Nelke, Koriandersamen, Cumin, Fenchelsamen, Zimt, Knoblauch, Ingwer, Ajwein, Muskatnuss, schwarzen Pfeffer, Kurkuma, Garten-und Wasserkresse, Minze, Korianderblätter, Bockshornklee, Curryblätter Chili
Sonstiges Kuhmilch, Buttermilch, einfache Butter, Honig Joghurt, Sago, Hefe, Essig, Hartkäse, Büffelmilch, Fisch, Fleisch, gesalzene Butter, fermentierte Nahrungsmittel

Empfehlungen für Mutter und Kind während der Stillzeit

Interview mit Dr. med. Ludwig Kronpaß                                             

Ayurveda-Arzt, Chefarzt Frauenheilkunde und Geburtsmedizin und Leiter der WHO/UNICEF-zertifizierten „Babyfreundlichen Geburtsklinik“ in Rotthalmünster, ärztlicher Direktor an der Europäischen Akademie für Ayurveda

Frage 1: Die ayurvedische Kinderheilkunde empfiehlt kleine Mengen von Ghee, Honig und Gewürzen zur Agni-Stärkung des Neugeborenen bereits ab den ersten Tagen nach der Geburt. Können Sie dieser Empfehlung zustimmen?                                                                                                   

Nein, zumal wenn das Neugeborene gestillt wird. Muttermilch ist perfekt auf die Bedürfnisse eines Säuglings abgestimmt, alle Nährstoffe sind in der richtigen Menge enthalten, auch Vitamine und Mineralstoffe. Muttermilch ist ausgesprochen leicht verdaulich und erfordert keine nennenswerte Verdauungskraft des Babys. Die fein ausbalancierte dynamische Abstimmung von Magen-Darm-Trakt des Kindes und der Zusammensetzung der Muttermilch ist ein Regelkreis, welcher keine externen Eingriffe benötigt oder auch toleriert. Somit würde die Gabe von zusätzlichen Ernährungs- und Geschmacksreizen zu einer Saugverwirrung führen und den Regelkreis von Bedarf und Produktion der Muttermilch empfindlich stören.
Gestillte Kinder sind selten krank und zeigen in der Regel keine Anpassungsstörungen. Die Muttermilch schützt sie vor Allergien und ist immer verfügbar, keimfrei, richtig temperiert und der Entwicklung des Kindes angepasst.

Frage 2: Wie lange sollte das Baby ausschließlich von Muttermilch ernährt werden?

Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt 6 Monate ausschließliches Stillen und nach der schrittweisen Einführung von Beikost weiteres Stillen bis zum vollendeten 2. Lebensjahres oder auch darüber hinaus, solange es Mutter und Kind Freude bereitet. Mit Beginn der Beikostphase kann dann erstmalig eine Agni-Stärkung nach ayurvedischen Gesichtspunkten sinnvoll integriert werden.

Frage 3: Haben Sie spezielle Gesundheits- und Ernährungstipps für die Mutter während der Stillzeit?

Während der Stillzeit sollte sich die Mutter abwechslungsreich und vollwertig ernähren. Der Kalorienbedarf ist um etwa 200 Kilokalorien pro Tag erhöht. Stillen erfordert einen hohen Energieverbrauch für die Mutter. Somit sollte auf keinen Fall gefastet werden. Auch andere Diäten sind nicht angezeigt. Die Fettpolster, die in der Schwangerschaft an Hüften und Oberschenkeln angelegt wurden, dienen als Energiereserven für die Stillzeit und schmelzen somit ohnehin rasch weg. Aus dieser Sicht ist eine lange Stillphase auch die beste Garantie für eine rasche Wiederherstellung einer schlanken und attraktiven Figur. Das Märchen vom stillbedingten Hängebusen hat keine fassbare Grundlage. Im Gegenteil wird durch die Aktivität des Saugens das Bindegewebe der Brustdrüse trefflich gestärkt und gestrafft. Zu achten ist während der Stillzeit auf eine ausgewogene Ernährung auf (teil-)vegetarischer Basis, durchaus gemäß den Kriterien des Ayurveda. Während der Stillzeit sollte möglichst kein Alkohol getrunken, nicht geraucht und keine Drogen konsumiert werden. Über das Blut gelangen alle diese Substanzen in die Muttermilch und zum Baby.

Frage 4: Wenn die Mutter nicht stillen kann oder will, was empfehlen Sie alternativ zur Muttermilch als geeignete Nahrung für das Baby?       

Sogenannte Anfangs- oder Pre-Nahrungen sind den Verdauungsmöglichkeiten des Kindes am ehesten angepasst. Sie haben einen dem Neugeborenen angepassten niedrigen Eiweißgehalt. Diese Adaptation hilft, das Risiko eines kindlichen Übergewichts zu mindern. Anfangsnahrungen enthalten außerdem nur Milchzucker
als einziges Kohlenhydrat, wie es für Säuglinge am ehesten verdaulich ist. Sie sind während des gesamten 1. Lebensjahres ausreichend, ergänzt durch Beikost nach den ersten 6 Monaten.

Milchnahrungen mit der Ziffer 1 sind ebenfalls Anfangsnahrungen, enthalten aber neben Milchzucker auch Stärke und sind daher sättigender. Diese Formen belasten den Verdauungstrakt des Babys aber stärker.

Frage 5: Worauf sollten wir grundsätzlich achten, um das Wohlbefinden von Mutter und Kind nach der Geburt zu stärken?                                   

Die neue Lebenssituation, die hormonelle, körperliche und psychische Umstellung sowie das Stillen und Pflegen des Babys ist eine gewaltige Herausforderung für die junge Mutter. Sie steht in der Regel in einem 24-Stunden-Dauereinsatz. Für das Kind bedeutet die Geburt eine erste existentielle Bedrohungserfahrung, die anschließend erst einmal behutsam verarbeitet werden muss. Die erneute Bindung zwischen Mutter und Kind muss nach der „Entbindung“ erst einmal angebahnt und gepflegt werden. Die Mutter-Kind-Beziehung sollte daher von allen zusätzlichen Belastungen und Anforderungen befreit bleiben. Die Väter oder andere Bezugspersonen sind hier in hohem Maße in der Pflicht.
Alle Babys genießen die Sprache der Liebe, Augenkontakt und Kuscheln. Liebe kann niemals verwöhnen! Dies erfordert von der Mutter einen hohen zeitlichen und emotionalen Aufwand. Die Mutter braucht viel Haut-, Blick- und Körperkontakt mit ihrem Baby, durch welche das Kind Geborgenheit und Nähe erfährt. Kontinuierliches rooming-in und bedding-in helfen, die Signale des Kindes früher und besser zu erkennen. Körperkontakt, Haut-auf-Haut, sollte einen Großteil der Kommunikation mit dem Baby begleiten.

Frage 6: Was kann Ayurveda aus Ihrer Sicht als erfahrener Frauen- und Ayurveda-Arzt zur Optimierung von Wochenbett, Stillzeit und frühkindlicher Entwicklung beitragen?                                                       

Aus unserer Erfahrung an der AyurSan-Klinik Rotthalmünster empfehlen sich folgende Konzepte für Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett:

  • Schwangerschaftsmassagen ab der 24. Woche zur Kräftigung, Durchblutungsförderung und Flexibilität des Gewebes.
  • Schwangeren-Yoga zur mentalen Vorbereitung auf Geburt und Mutterschaft.
  • Ayurvedische Pflanzenpräparate bei einer Vielzahl von schwangerschaftsassoziierten Problemen und Beschwerden.
  • Aus Manualtherapie und Phytotherapie kombiniertes Konzept zur natürlichen Geburtseinleitung.
  • Pflanzenpräparate zur Steigerung der Milchbildung und zur Prophylaxe von Entzündungen der Brust.
  • Manualtherapie in der Rückbildungsphase des Wochenbettes (udvartana, garshana, abhyanga mit gewebsreduzierenden medizinierten Ölen).
  • Ayurvedische Neugeborenenmassage.
  • Ernährungsberatung, angepasst an den spezifischen Bedarf der stillenden Mutter und des Neugeborenen.