Legen wir diese Schablone auf unser eigenes Alltagsmanagement, so stellen wir sehr schnell fest, dass wir weit entfernt von einer 8-8-8-Verteilung sind. Meist überwiegt das zeitliche Rajas-Volumen mit den täglichen Anstrengungen und Verpflichtungen bei weitem den ausgleichenden Sattva-Anteil mit den schönen und entspannenden Dingen des Lebens. Dieses Ungleichgewicht kostet uns jeden Tag einen hohen Preis! Je mehr der Lebensrhythmus von Stress und Freizeitmangel regiert wird, umso stärker ist der Verlust an Ojas, den vitalen Lebenskräften, die für unsere Glückshormone und Immunität verantwortlich sind.
Unser Energiesystem und die Work-Life-Balance
Die Reaktion auf die mangelnde Work-Life-Balance fällt bei Männern und Frauen recht unterschiedlich aus: Während Männer eher zum reizbaren Workaholic mutieren, neigen Frauen zu depressiven Verstimmungen, Libidoverlust und erhöhter Krankheitsanfälligkeit. Um dem entgegen zu wirken, bietet der Ayurveda typgerechte und geschlechtsspezifische Lösungsansätze, die den Alltag nicht nur mit mehr Gesundheit und Lebensfreude ausstatten, sondern auch Liebe und Lust im Beziehungsleben neu entfachen.
Das weibliche Energiesystem können wir uns laut Ayurveda wie eine Batterie vorstellen. Um neue Kraft aufzuladen, braucht die Frau genügend Ruhe und Zeit für sich Selbst. Ohne Druck, ohne Verpflichtung und ohne Anspruchshaltung gewinnt die Frau schnell wieder Zugang zu ihren inneren Kraftquellen, die sie mit neuer Lebenslust versorgen. Hilfreich dabei kann die fürsorgliche Zuwendung von weiblicher Gesellschaft sein. Mit einer guten Freundin lässt es sich oft besser entspannen und der Austausch von Gleichgesinnten harmonisiert die seelischen Kräfte. In diesem Sinne sollte jede Frau feste Rituale für ihr weibliches Gleichgewicht in den Tagesplan einbauen: Von der sinnlichen Körperpflege über Yoga und Meditation bis einen gemütlichen Abend in der Hängematte oder beim Frauen-Stammtisch. Eine weitere Unterstützung bieten spezielle Nahrungsmittel, Gewürze und Kräuter (Rasayanas) für Frauen, die den weiblichen Ojas-Haushalt stärken. Dazu zählen u.a. Milch, Mandeln, Rosinen, Safran, Kardamom, Shatavari (Cyperus rotundus) und Amalaki (Phyllanthus emblica), die in der ayurvedischen Frauenheilkunde gerne in Form wohlschmeckender Süßigkeiten verabreicht werden.
Das männliche Energiesystem vergleicht Ayurveda mit einem Dynamo. Körperliche Bewegung und positive Aktivitäten entlasten den männlichen Organismus und helfen inneren Druck abzubauen. Während die Frau also im süßen Nichtstun ihre Batterie auflädt, gewinnt der Mann neue Energie durch dynamische Aktivität beim Sport oder „rumwerkeln“ in Haus, Garten oder Garage. Und so sich Frauen miteinander nähren, so verstärken auch Männer ihre Kraft durch gemeinsame Aktionen mit Freunden und Gleichgesinnten. Ergänzend dazu können körperliche Ojas-Reserven mit Hilfe von Reis, Ghee, Granatapfel, Ashwaganda (witania somnifera) und Kappikachu (mukunda puriens) aufgeladen werden.
Mit der Vereinigung der männlichen und weiblichen Energie klappt es am besten, wenn beide über ein ausgeglichenes Energiesystem verfügen und sich in voller Kraft genussvoll begegnen. In diesem Sinne sollten wir die 8-8-8 gut einteilen, damit die „Zeit für mich Selbst“ genügend Raum bietet für ausgleichende Rituale zur inneren Balance, Treffen mit FreundInnen und freudvolle Erfüllung in Familie und Partnerschaft.