Welcher Honig empfiehlt sich?
Deutschland ist ein Honig-Land. Über 1kg Honig verzehren wir Deutschen im Durchschnitt pro Jahr. Doch nur ca. 20% des im Handel erhältlichen Honigs stammt auch aus heimischen Gefilden: Ausländische, z.B. südamerikanische Produkte, decken den Großteil des Bedarfs. Hier gilt es, sich an die Bedeutung zu erinnern, die Ayurveda mit der Wertschätzung von „Desha“ geografischen Einflussfaktoren beimisst: Desha bedeutet Heimat. Dem Desha-Prinzip zufolge sind regionale Nahrungsmittel besonders wohltuend und verträglich. So sollten wir, wenn immer möglich, den heimischen Honig einem Export-Produkt vorziehen.
Vielfältig und faszinierend ist das Sortiment hiesiger Honige: Wir können unter neun Honigarten wie Blütenhonig oder Wabenhonig und zig Honigsorten auswählen. Da gibt es helle und dunkle, milde und kräftige Honigsorten aus den Blüten mannigfacher Pflanzen wie Sonnenblume und Kastanie, Eukalyptus und Thymian. Diese Vielfalt kennt die ayurvedische Literatur nicht, die nur zwischen vier bzw. acht Honigarten differenziert. Ayurveda unterscheidet diese weniger anhand der Blüte als anhand der Bienenart, der Qualitäten und der Wirkung auf die Doshas.
Grundsätzlich lässt sich sagen: Je dunkler und kräftiger eine Honigsorte, umso verdaulicher, bekömmlicher und nährender ist der Honig und umso stärker seine Kapha ausgleichende und auskratzende Qualität. Helle und milde Honigsorten hingegen harmonisieren vor allem Vata und Pitta. Wer allerdings unter zu viel Hitze – etwa bei Fieber – leidet, der sollte Honig lieber meiden, um den katabolischen Stoffwechsel nicht noch weiter anzuregen. Speziell von Honigsorten aus mehreren Pflanzen, wie etwa Blüten- oder Waldhonig, ist bei Hitzezuständen abzuraten.
Generell macht Hitze den Honig zu Gift! Wie auch die moderne Ernährungswissenschaft warnt auch Ayurveda vor erhitztem Honig: oberhalb von 40°C gehen unter anderem wertvolle Enzyme verloren. Erhitzter Honig fördert im Organismus Ama, also unverdaute und pathogene Stoffwechselzwischenprodukte. Dies macht den Honig ungeeignet zum Kochen oder Backen. Selbst beim Teetrinken sollte die heiße Flüssigkeit erst auf eine trinkfähige Temperatur abkühlen, bevor der Honig bedenkenlos hinzugefügt werden kann. Berücksichtigen wir dies nicht, so wird aus dem gesundheitsfördernden Vitalspender ein Krankheitsfaktor für den Verdauungstrakt und das Immunsystem.
Vorsicht bei der Mischung
Die zweite Grundregel der Ayurveda-Diätetik zum gesunden Umgang mit Honig sagt: Honig muss passend kombiniert werden. Im Verein mit manchen Substanzen (viruddhahara) ist er unverträglich und giftig. Als besonders schädlich beschreiben ayurvedische Schriften die gleichteilige Mischung aus Ghee und Honig. Obwohl beide Nahrungsmittel für sich genommen verjüngen, reinigen und entgiften sowie zu den besten Trägersubstanzen (Anupana) für Heilmittel zählen, sollten sie auf keinen Fall 1:1 gemischt zusammen eingenommen werden. Überwiegt allerdings eine der Substanzen deutlich die andere, so ist der Verzehr unbedenklich.
Das Alter macht den Unterschied
Nicht nur Herkunftsort, Sorte und Verwendungsform beeinflussen erheblich die Verträglichkeit des Honigs. Auch das Alter sollte beachtet werden. Grundsätzlich empfiehlt Ayurveda, den Honig mindestens ein Jahr lang im geschlossenen Glas an einem abgedunkelten Ort zu lagern, um die Bekömmlichkeit zu verbessern. Je länger der Honig steht, umso stärker kristallisieren die Zuckeranteile und verbessert sich die enzymatische Zusammensetzung.
Wer Honig eher als aufbauenden Energiespender in die tägliche Ernährung einbauen möchte, der sollte allerdings einen möglichst „jungen“ Honig mit cremiger Konsistenz verwenden. Je älter der Honig wird, umso fester und konzentrierter wird er in seiner Kapha reduzierenden und fettverbrennenden Wirkung. Bei einigen Honigsorten jedoch wie Akazie, Kastanie oder Tanne ist die Konsistenz kein verlässlicher Indikator für das Alter. Sie bleiben länger flüssig, und ihr Alter lässt sich nur am Abfülldatum und an der Geschmackskonzentration erkennen.
Die altersbedingte Veränderung des Honigs sollte immer beachtet und je nach Situation genutzt werden: Um Stress zu reduzieren und das Immunsystem zu stärken empfiehlt sich eine morgendliche Milch mit Honig und verjüngenden, beruhigenden Kräutern wie Ashvagandha. Auch Shatavari mit frischem Klee- oder Rapshonig wirkt hier heilsam. Um hingegen mit Honig im Rahmen einer reinigenden Anti-Kapha-Diät das Gewicht zu reduzieren, eignet sich eher ein älterer dunkler Tannen- oder Kastanienhonig, den man am Morgen mit Pippali (langem Pfeffer) und warmem Wasser genießt.