Ayurvedische Therapien bei Stress und Burnout

Artikel von Prof. Dr. Martin Mittwede, Studienleiter Ayurveda-Medizin an der Europäischen Akademie für Ayurveda, und Dr. med. Ashish Bhalla, Ayurveda-Arzt

Ayurveda heißt wörtlich übersetzt „das Wissen vom Leben“ und spezifischer formuliert „das Wissen vom langen Leben“. Damit ist die traditionelle indische Medizin nicht nur ein diagnostisches und therapeutisches System, sondern auch eine Lehre über die Kunst des richtigen Lebens und die Gesunderhaltung. In diesem Sinne wird sie auch an der Europäischen Akademie für Ayurveda vermittelt. Eine ganzheitliche Burnout-Therapie muss sich gerade mit diesen Themen intensiv befassen, wenn ein dauerhafter Erfolg erzielt werden soll. Lebensgewohnheiten, die die Belastungsfaktoren vergrößern, müssen schrittweise abgebaut und durch neue alltagstaugliche Bewältigungsstrategien ersetzt werden. Hierfür bietet der Ayurveda eine Vielzahl von Möglichkeiten, die individuell abgestimmt genutzt werden können.

Die Meinungen zum Thema Burnout gehen weit auseinander, manche sprechen von einer Modediagnose, die der Krankschreibung diene, andere sprechen von einer gesundheitlich und volkswirtschaftlich ernst zu nehmenden Belastung, die sich in den letzten Jahrzehnten ausgeweitet hätte. Tatsache ist, dass es in jedem Fall einer genauen Diagnose bedarf, um andere Ursachen der Erschöpfung wie z.B. hormonelle Dysregulation, eine Tumorentwicklung oder auch eine Depression auszuschließen. Der Ayurveda folgt bei der Diagnose dem Prinzip der umfassenden Betrachtung des Menschen (pariksha), moderne Formen der Diagnostik können und sollen daher integriert werden.

Zu den zentralen Symptomen eines Burnout-Zustandes gehören die emotionale Erschöpfung und Antriebsschwäche, Erfahrungen von Depersonalisierung, eine negative Einschätzung der persönlichen Leistungskompetenz sowie depressive Zustände, die alle auf einer chronischen Überlastung – insbesondere im beruflichen Bereich beruhen. Im Folgenden zentrieren wir uns auf das Überlastungssyndrom als Ursache eines Burnout.

Die Heilkunst des Ayurveda hat ihre Grundlage in einem Menschenbild, welches die Bedingungen für Gesundheit und Krankheit beschreibt; demnach wird das Menschsein durch drei Aspekte geprägt:

  • Körper (sharira)
  • Psyche (sattva)
  • Selbst (atman)

Körper und Psyche verändern sich ständig und können deshalb auch krank oder gesund sein. Das Selbst hingegen ist unveränderlich und die Quelle aller Kraft und Lebensenergie. Es kann niemals krank werden. Jeder Mensch trägt deshalb die notwendigen Ressourcen für Gesundheit in sich, ganz im Sinne von Paracelsus, nach dem der Patient Arzt und der Arzt sein Gehilfe ist. Aufbauend auf diesem Menschenbild muss es also darum gehen, dem von Burnout betroffenen Menschen wieder Zugang zu seinen eigenen ursprünglichen Ressourcen zu vermitteln.

Das Gleichgewicht der im Ayurveda beschriebenen Lebensenergien (Dosha: Vata – Bewegung, Pitta – Stoffwechseltransformation, Kapha – Substanzstabilität) führt zu Gesundheit, das Ungleichgewicht zu Krankheit. Insofern ist Gesundheit kein statischer Zustand, sondern das Ergebnis eines dynamischen Fließgleichgewichts, welches jederzeit in eine Richtung kippen kann.

Richtige Therapie schwächt zu starke Doshas und stärkt zu schwache Doshas, so dass das verloren gegangene Gleichgewicht wieder hergestellt wird. Jeder Aspekt der Lebensführung, jeder Umwelteinfluss, alle sozialen Kontakte haben einen spezifischen Einfluss auf die Regulation und fördern bzw. schwächen das jeweilige Gleichgewicht. So wird z.B. durch eine Reise mit vielen neuen Eindrücken Vata gestärkt, Schlaf hingegen fördert Kapha, Streit führt zu einem Anstieg von Pitta.

Jeder Mensch weist eine individuelle Mischung dieser drei Regulationskräfte auf, die seine ihm angeborene Konstitution ausmacht. Überwiegt in einer Konstitution beispielsweise Pitta, ist dieser Mensch leichter anfällig für Erkrankungen, die ein zu starkes Pitta beinhalten, z.B. Entzündungen. In der Diagnose wird also nicht nur gefragt: „Welche Symptome sind Anzeichen für welche Dosha-Störung?“ Sondern auch: „Wer ist es, der diese Erkrankung jetzt bekommen hat?“ Der Therapieplan wird sich somit immer auf konstitutionelle und aktuelle Aspekte beziehen.

Neben der physischen kennt der Ayurveda auch eine psychische Konstitution, die ebenfalls durch drei Aspekte gekennzeichnet wird:

  • Sattva – Ausgewogenheit, Flexibilität
  • Rajas – Leidenschaftlichkeit, Temperament
  • Tamas – Trägheit, Beharrungsvermögen

Die psychische Gestimmtheit ist nicht konstitutionell unveränderlich vorgegeben, auch wenn jeder Mensch bereits bei seiner Geburt über eine entsprechende Prägung (insbesondere durch pränatale Erfahrungen, über die im Ayurveda ebenfalls reflektiert wird) verfügt. Sattva, Rajas und Tamas bestimmen wesentlich, wie ein Mensch mit seiner Krankheit umgeht und ob er in der Lage ist, aktiv etwas zum Heilungsprozess beizutragen. Insofern sind alle therapeutischen Maßnahmen, die Sattva stärken, als Begleittherapie sinnvoll.

Eine bereits bestehende Krankheit soll nicht verdrängt oder unterdrückt werden. Vielmehr zielt die Therapie auf eine Stärkung des Gleichgewichts sowohl auf körperlicher als auch auf psychischer Ebene, sie ist in diesem Sinne eine ursächliche Therapie. Ein größeres Gleichgewicht ist die Basis für mehr Selbsterkenntnis, so dass der Gesundungsprozess ein Weg ist, den der Therapeut gemeinsam mit dem Patienten gehen kann.

Burnout und Selbstverantwortung

„Der falsche, nicht stattfindende und übermäßige Gebrauch der Zeit, der Unterscheidungskraft, der Sinne und der Objekte ist die dreifältige Zusammenfassung der Ursachen, die die Krankheiten, welche zwei Wirkungsfelder (physisch und psychisch) haben, erzeugen.“ Caraka Samhita 1.1.54

Auch wenn der Ayurveda selbstverständlich Krankheiten kennt, die von außen kommen, besitzt diese Definition der Krankheitsursachen doch eine paradigmatische Bedeutung. Letztlich kann Krankheit nur entstehen, wenn der Mensch durch eigenes Fehlverhalten das innere Gleichgewicht so weitgehend gestört hat, dass es nicht mehr möglich ist, äußere Einflüsse zu kompensieren und die Balance aufrecht zu erhalten.

Hier setzt also der schmerzliche Erkenntnisprozess an, dass es nicht nur die äußeren beruflichen oder gesellschaftlichen Umstände sind, die zu einem Burnout führen, sondern tief eingeprägte emotionale Muster und Verhaltensweisen (samskara), die einen Menschen dazu führen, nicht mehr auf die eigenen Signale zu hören und die körperliche und seelische Leistungsfähigkeit falsch einzuschätzen.

Therapeutische Prinzipien

Für die Therapie von Erkrankungen bedeutet die Sichtweise des Ayurveda, dass es keine universal anwendbare Methode für eine bestimmte Erkrankung geben kann. Vielmehr ist es notwendig, in jedem Fall individuell vorzugehen. Burnout hat als ein komplexes Syndrom unterschiedliche Entstehungsgeschichten und Ausprägungen. Grundlage einer ayurvedischen Therapie ist die „umfassende Betrachtung (pariksha)“, d.h. die Einbeziehung aller Faktoren in die Diagnose und Therapie. Hierzu zählen im Wesentlichen folgende Aspekte:
1. Konstitution des Patienten
2. Aktuelle Störung der Doshas
3. Zeit (Jahreszeit) 4. Klima 5. Lebensgewohnheiten
6. Psychische Befindlichkeit 7. Aktuelle Kraftreserven 8. Zusammenspiel von Therapeut, Assistent, Heilmittel und Patient

Ein sinnvoller Therapieplan wird alle diese Einflussfaktoren berücksichtigen und damit das Krankheitsgeschehen von verschiedenen Seiten her angehen. Die einzelnen Therapieempfehlungen unterstützen sich gegenseitig und führen zum Gleichgewicht und zu mehr Lebensenergie.

Aus ayurvedischer Sicht beinhaltet Burnout eine starke Vata-Problematik, die nicht selten durch die Kombination von Rajas und Pitta verursacht worden ist: Rajas im Sinne von leidenschaftlichem Engagement und Pitta im Sinne von Ehrgeiz, die dann zu einer Instabilität der psychischen Verfassung führen. Im akuten Zusammenbruch der psycho-vegetativen Regulation sind in der Regel alle drei Doshas beteiligt, der Nährsaft (rasa) und die Lebensenergie (ojas) sind drastisch reduziert.

Ayurvedische Maßnahmen bei Burnout

Der Sanskritbegriff für Gesundheit lautet „svastha“, wörtlich übersetzt bedeutet dies „Ruhen im Selbst“. Gesundheit ist in diesem Sinne ein funktionierender Selbstbezug, eine Situation, in der der Mensch sich mit sich selbst im Einklang weiß. Dazu gehören eine Kenntnis der eigenen Konstitution mit ihren Stärken und Schwächen und die Bejahung dieses individuellen So-seins.

Der Ayurveda-Therapeut wird im Fall von Burnout, wo gerade dieser Selbstbezug zusammengebrochen ist, nicht mit Regeln arbeiten, die einzuhalten sind, sondern schrittweise über Achtsamkeit und Wahrnehmungsübungen einen neuen Zugang zu den eigenen Ressourcen ermöglichen.

  1. Lebensrhythmus – Der Mensch ist in die Rhythmen der Natur eingebettet. Hier steht der Ayurveda in direkter Übereinstimmung mit den Prinzipien einer naturheilkundlich orientierten Ordnungstherapie. Da im akuten Burnout die Struktur des Alltags nicht mehr funktioniert, gilt es, schrittweise Zeitfenster aufzubauen, in denen stärkende Faktoren mit Regelmäßigkeit und Leichtigkeit gepflegt werden können.

  2. Körperbewusstsein – Neben der täglichen Selbstmassage, die den Körper erfrischt und belebt und zu einem positiven Verhältnis zum eigenen Körper führt, sind die ayurvedischen Manualtherapien von großer Bedeutung bei Burnout. Nicht nur der Wert der heilsamen Berührung an sich, sondern auch die warmen medizinierten Öle tragen zur Stärkung der Patienten bei. Ausgebranntsein bedeutet, dass das Lebensfeuer seine Kraft verloren hat; daher ist auch die physische Wärme hilfreich. Zudem empfiehlt der Ayurveda, physische Grundfunktionen nicht zu unterdrücken, um den Aufbau belastender Spannungen zu vermeiden. Hier gilt es, Zeitfenster und Strategien des Loslassens zu finden.

  3. Entwicklung eines positiven Lebensgefühls – Ayurveda ist sinnlich und strebt die Erfüllung der Sinne als Basis eines Gleichgewichts an. Alle Aktivitäten, die Freude auslösen und innere Erfüllung schrittweise zurückbringen, können Teil einer ayurvedischen Therapie sein. Hier gilt es, im Gespräch den Patienten innerlich zu erreichen und einen neuen Funken der Begeisterung zu entfachen.

  4. Ernährung – Ayurvedische Ernährung beinhaltet die Entwicklung einer Esskultur, die das bewusste Schmecken und Genießen der Speise in angenehmer Umgebung beinhaltet. Nährende und wärmende Speisen sind insbesondere bei Burnout zu empfehlen. Kochen als Erlebnis und Event!

  5. Körperliche Aktivität – Regelmäßiges Training soll folgende Effekte haben: „Leichtigkeit, die Fähigkeit, seine Pflichten zu erfüllen, Beharrlichkeit, die Fähigkeit, angemessen auf schwierige Situationen zu reagieren, Verminderung von Ungleichgewichtszuständen der Lebenskräfte und eine Förderung des Verdauungsfeuers.“ (Caraka Samhita 1.7.32) Die klassischen Texte warnen intensiv vor einer Überanstrengung; denn diese führt zu unangenehmen Symptomen wie Erschöpfung, Müdigkeit, Kreislaufproblemen und Fieber, was gerade bei Burnout kontraproduktiv wäre.

  6. Entspannung – Viele Aktivitäten des täglichen Lebens führen zu Anspannung und Verkrampfung, die die Vorstufen für manifeste Erkrankungen sind. Neben der bereits erwähnten Selbstmassage empfiehlt der Ayurveda die Atem- und Körperübungen des Yoga, die Achtsamkeit mit den praktischen Übungen verbindet.

  7. Entgiftung und Entschlackung – Burnout-Patienten haben nichts selten auch durch ihre Lebensweise Raubbau mit ihrem Körper betrieben. Daher ist eine ayurvedische Kurmaßnahme, die zudem den Wechsel von Ort und Lebensumständen mit sich bringt, sehr empfehlenswert. Diese hat zum Ziel, den Körper zu regenerieren und zu reinigen. Die sogenannte „Pancakarma Behandlung“ beinhaltet Massagen, Wärmeanwendungen, Einnahme von Kräuterextrakten, Diät u.a. Maßnahmen und wird sowohl präventiv als auch kurativ eingesetzt.

  8. Phytotherapeutische Unterstützung – Der Ayurveda kennt eine Vielzahl von Pflanzen, die bei psychovegetativer Erschöpfung sinnvoll eingesetzt werden können.

  9. Vitalisierung – Der Ayurveda kennt spezielle Rezepturen und pharmazeutische Zubereitungen, die primär zur Stärkung eingesetzt werden.

  10. Meditation – Meditative Prozesse öffnen den Zugang zur inneren Kraftquelle, fördern die bewusste Wahrnehmung, entwickeln Entspannung, Gelassenheit und innere Stabilität und führen auch physiologisch zur Aktivierung von Regenerationsmechanismen. Der lebendige innere Bezug zu sich selbst dient gleichzeitig als Katalysator für viele andere gesundheitsfördernde Verhaltensweisen und fördert die Eigenmotivation.

Hindernisse bei der Umsetzung

Der Ayurveda ist zutiefst davon überzeugt, dass Menschen in ihrem innersten Wollen das Gute und Richtige anstreben. Das für die Gesundheit zuträgliche Verhalten korreliert mit Wahrnehmungen, die als angenehm und wohltuend empfunden werden. Wer sich auf den Pfad einer gesundheitsbewussten Lebensführung begibt, kann durch positive Erfahrungen, die mehr Lebensqualität und Harmonie bringen, gestärkt werden.

Menschen, die diese Wahrnehmungen nicht mehr haben, die vielleicht sogar das Nichtzuträgliche als angenehm und zuträglich empfinden, sind in ihrer Wahrnehmungsfähigkeit gestört. Sie leiden an einer Krankheit, die der Ayurveda „prajnaparadha“ – „Fehlgehen der Erkenntnis“ nennt. Diese grundlegende Störung liegt an der Wurzel vieler Erkrankungen, da sie das richtige Verhalten verhindert, falsches Verhalten fördert und damit anfängliche Befindlichkeitsstörungen zu einer somatisch manifestierten Krankheit werden lässt.

Mit der Einführung von prajnaparadha wird im Ayurveda ein besonderer Akzent auf die geistigen Ursachen von Krankheiten gelegt. Wir hatten bereits gesehen, dass falsches Verhalten als krankheitsauslösendes Moment definiert worden ist. Falsches Verhalten beruht aber seinerseits auf einer falschen Einstellung und einer falschen Wahrnehmung.

Ayurveda lässt sich sehr gut mit verhaltenstherapeutisch orientierten Empfehlungen und der psychologischen Aufarbeitung der Entstehungsgeschichte der Erkrankung kombinieren und unterstützt diese therapeutischen Ansätze.

Um all die beschriebenen Dimensionen des Ayurveda richtig umsetzen zu können, ist eine qualifizierte Ausbildung erforderlich. Inzwischen ist es jetzt auch in Deutschland möglich, ein Studium in Ayurveda-Medizin durchzuführen, das in seinem Curriculum dem in Indien durchgeführten Studium entspricht. Mehr Informationen: www.ayurveda-akademie.org/hochschulprogramm

Ein Behandlungsbeispiel

Frau, 45 Jahre, kaufmännischer Beruf
Erstgespräch: April 2010

März 2010 Nervenzusammenbruch. Im vergangenen Sommer gab es ein Missempfinden in der rechten Körperhälfte, davor war sie sehr belastet im Büro, ist umgezogen und hat viel gehoben. Damals war sie ausgebrannt, glaubte es sei ein Apoplex: Hysterie! Im Januar eine schwere Grippe, dann Missempfinden, sehr stark. Sie ist durch untersucht worden, alles ok. Depression und Burnout, die sich körperlich gezeigt haben,

3 Wochen zu Hause: Infusionen 2 Wochen lang mit Vit B und NaCl vom HA, gymnastische Übungen selbst, kein TV, kein Radio, kein Lesen, nach 3 Wochen Arbeit aufgenommen, jetzt besser, aber Haarausfall, bei linker Tonsille: Talgablagerungen und fühlt sich nicht 100% kräftig! Bei Belastung, re. Körperhälfte ein leichtes Kribbeln und Panikattacken (Herzrasen und Ängste) stündlich. Miktion gesteigert, manchmal stündlich, aber nicht in Arbeit (dürfen nicht auf die Toilette).

Hautunreinheiten mit Milchprodukten, im Gesicht verstärkt Mit 33 Jahren Thrombose, linker US, Pille wurde davor eingenommen. 5 Tage im KH.

HWS – Syndrom, vor Jahren Drehschwindelattacken, jetzt besser! Skoliose im Brustbereich! Epicondlitis re.

Psychosoziale Anamnese
Partner: Seit 15 Jahren Lebensgefährte, sehr harmonisch. Familie: Früher Kinder vom Partner am Wochenende zur Betreuung gehabt, sind jetzt erwachsen. Keine eigenen Kinder, zusätzliche Belastung wäre zu groß

Beruf: kaufmännischer Beruf, alles Terminarbeit. Viele Telefone im Großraumbüro, seit 1 Jahr, Lärm wird zur Belastung und stresst manchmal. Anfangs Konzentrationsschwierigkeiten, jetzt besser, außer bei Panik, welche ja sehr häufig auftritt.

Genussmittel: Kaffee: selten, Alkohol 0, früher Rotwein, Nikotin 5-8 seit 25 Jahren abends, um zur Ruhe zu kommen Ern/FS: früher: Brot mit Marmelade und Butter, Vollkornmüsli mit Milch Ern/ME: früher Kantine: jetzt vegetarisch (nur Beilagen)
Ern/AB: wenig: viel Gemüse und Nudeln, Fleisch wenig, Tomaten viel! Ern/ZWI: kein Käse! Wenig Rohkost, Banane 10 Uhr Trinken: Kräutertee und Wasser 2L Bewegung: Spaziergänge am WE, Therme: Schwimmen, Sauna, Physiotherapie Massagen und Wärme!
Stimmung: sieht alles halbleer. Bei Drehbewegung: Aversion und oft Panik!
Temperament: VATA (nie nein sagen und alles Schlucken)
Hobbys: Musik, weniger in letzter Zeit und lesen.

Körperliche Anamnese
Menses: Gestagenstäbchen, welches vom Gyn eingesetzt wird. Keine Mens. seit vielen Jahren
Stuhl: Verstopfungsneigung, durch Nikotin wird Verdauung gefördert. Urin: um die 30 rez. Harnwegsinfekte! Mit Kräutercreme besser. Durst: normal
Hunger: normal Geschmack: Nüsse mag sie, Schokolade ab und zu. Jahreszeiten: Kalt, Wind und Schnee sind nicht ihres. Sonne mag sie. In letzter Zeit kalte Hände und Füße. Schlaf: gerne und viel, von 22 Uhr – 6.30 Uhr. Könnte bis 8 Uhr schlafen, dadurch morgens sehr müde. Oft auch Durchschlafstörungen und viele Gedanken und 1-2 Mal Panik, auch in der Nacht.
Träume: eher Alltagsverarbeitung mit negativem Bürostress. Früher: Große Kugel rollt auf sie zu und überrollt sie Physimm: selten, manchmal schwitzt sie in der Nacht. Psychimm: leicht labil Allergie: Birne, Kirschen, Apfel: Blähungen, Milchprodukte: Hautunreinheiten, mit Meeresfrüchten noch schlechter! Erwartungen: Mehr psychische Kraft, Haut und Haare besser!

Untersuchung
RR/PU/RH: war eher normal NADLOFP: Vata und Pitta +: schwach, warm, schnell, regelmäßig NADLTP: PV NADROFP: Pitta und Vata +: stärker, warm, schnell, regelmäßig NADRTP: PV NADITIER: Frosch Zunge: Pitta, aber sehr unruhig und nach links geneigt, wenig Belag (cave Nikotin: hier sieht man oft den Belag nicht) Ama: Blut Augen: sehr empfindlich: Wind und Sonnenstrahlen Nägel: P Haare: verliert vermehrt Haare Zähne: P Haut: jetzt Unreinheiten im Gesicht, manchmal auch am Rücken Gewebe: P BEWAPP: VP
Agni: vishamagni
Eindruck: gut

Diagnose
Konstitution: Pitta, Vata Störung: Vata und Pitta gesteigert
Psychkpn: Rajas Doshapra: Vata und Pitta Dushya: Rakta und Rasa und Manas
Agni: Raktagni Ama: Blut Manasado: vata Sattva: gut Bala: gut

Behandlung
Ernährung: Anti Pitta Vata (Bogen erklärt und mitgegeben: sollte sie Schritt für Schritt ohne Druck ändern ) und Kräutertee ( Melisse, Orangeblüte, Hopfen etc.) 1 Liter am Tag

Lebensweise: Spaziergänge und nach ein paar Wochen wieder regelmäßig Schwimmen und Gitarre steigern

Ambiphysi: Kein Öl: aufgrund Pitta

Phytotherapeutische Unterstützung 1 Withania somnifera Kps.     290mg 3x1 1 Tinospora cordifolia Kps.     440mg 3x1 1 Bacopa monniera Kps.     480mg 3x1
1 Cyperus rotundus Kps.     150mg 3x1

August 2010 Folgegespräch (nach 4 Monaten, da die Patientin von weiter weg kommt) Email Feedback erstmals nach 4 Wochen verlangt und erhalten : Es wird alles langsam besser

Wie gehts? Geht viel besser! Vorigen Samstag, kleinen Finger gequetscht, UKH: Röntgen in Ordnung, kein Gefühl. Spürt es seelisch, Wut und Aggression ist da, Augen marginal besser. Unruhe ist besser und Panikattacken sind weg! Ist belastbarer in der Firma! Seelisch in der Beobachterrolle, auch einige Fehler und Schwächen gesehen, nicht mehr so übersensibel und lustiger! Missempfinden und stündliche Miktion gesteigert, auch in der Firma sagt Sie, dass Sie auf die Toilette muss. Sie hat einen größeren Bereich bekommen, kriegt keine Panik! Bewegung, Schwimmen und Gitarre hat sie gut geschafft.

Milchprodukte weg, Haut schubweise besser! Am Anfang schlimm, Gelenke waren schlechter, ist aber jetzt besser. Schwimmen und gymnastische Übungen! Blähungen waren stark. Tee aufgehört nach 3 Monaten, er war am Schluss zuviel! HWS-Syndrom: besser! PC wurde auch umgestellt! Fragen: Kein Käse! Projektion, weniger! Privat: Mann verbringt sicher mehr Zeit mit Kindern und vergisst Verabredungen mit ihr total! Kinder verlangen mehr! Aggressiv!
Puls: PITTA und VATA + stärker, warm, schnell, regelmäßig Zunge: P, Weniger unruhig, keinen Belag

Phytotherapeutische Unterstützung: Gleiche Empfehlung wie im Erstgespräch

April 2011 Folgegespräch
Wie geht es? Momentan nicht gut. Gestern Kündigung eingereicht. Firma kündigt vielen Mitarbeitern, sie ist seit 2 Jahren ausgebrannt. Sie müsste immer mehr arbeiten, es geht einfach nicht mehr! 21 Jahre in der Firma gewesen. Seelisch: Unruhe mehr und linke Gesichthälfte, wie Metalllähmung und auch Hände schlafen wieder ein, Großraumbüro wird noch größer. Toilette gehen mit Code möglich (man muss Code eingeben, um die Toilette zu benutzen), Zeit wird zu wenig, Pausen nicht erlaubt, Panik? Noch nicht da, Schwindel ist wieder da. Schlaf, geht gut.

Phytotherapeutische Unterstützung: kontinuierliche Einnahme, 1-2 Wochen reduziert, 1 Mal am Tag: Stimmung war gleich schlechter. Im Brustbereich enges Gefühl, Taubheitsgefühl kommt stark, stündliche Miktion, ist wieder schlechter geworden! Bewegung: Hometrainer am Abend. HWS-Syndrom wieder da. Haut ist gut, nur phasenweise kommen Flecken, aber werden besser. Grippaler Infekt im Februar, dann gar nichts mehr. Stuhl ist auch in Ordnung, Blähungen sind besser. Puls: P und Vata stärker, warm, schnell, regelmäßig Zunge: p, weniger unruhig, kein Belag, Ränder angespannt! Privat mit Lebensgefährten gut, ist verständnisvoll, war wichtig.

Phyotherapeutische Unterstützung 1 Withania somnifera Kps. 290mg            3x1 1 Tinospora cordifolia Kps. 440mg            3x1 1 Bacopa monniera Kps. 480mg                3x2 für 4 Wochen
1 Nardostachys jatamansi Kps. 100mg         3x2 für 4 Wochen    
Zudem Abhyanga jetzt dazu verordnet, alle 2 Wochen mit Dhanvantharam Taila bei einer Therapeutin in ihrer Nähe. Auch die Yoga Übung (Stand) und die Fingeryogaübung (Shakti Mudra) als tägliches Ritual empfohlen.

Zusätzlich krank geschrieben – sprich: Sie braucht Ruhe und Zeit für sich. Attest über Burnout zur Vorlage bei diversen Ämtern und Behörden, damit sie sich auch selbst einmal eine Auszeit eingesteht.

Oktober 2011 Folgegespräch
(Mail im Juli: alles viel besser) Wie geht es? Viel besser! Null C2, krank 1x. Mai und Juni waren ganz schlimm, einmal auch Panikattacke. Seit 5 Monaten gar keinen Kaffee mehr, schmeckt auch nicht mehr, ist ruhiger und zufrieden. Job: am Freitag Attest vorgelegt. Als sie die Firma verließ, Nervenzusammenbruch, hat auch lange gedauert, gelassener seit September. Antidepressivum vom Psychiater verordnet hat sie nicht gebraucht. Geht viel in die Natur und kann sich die Zeit einteilen. Krankenstand bis September, Wieder auf Jobsuche, will in den Teilzeitbereich.

AMS: kein großer Druck. Erholt sich jetzt wirklich, Kraft wird besser.

Schlaf: 2-3 x in der Woche schläft sie spät ein und wird bald munter 5-6h. Haut ist besser. Stuhl täglich, Konsistenz weicher.

Ernährung: meidet alle Milchprodukte, auch keine Ziegenmilch, Zitrusfrüchte gehen nicht. Trinken genug, viel Rotbuschtee, Leitungswasser, Apfelsaft verdünnt.

Puls: PV, warm.
Zunge: leichter Belag, Haut: Unterschenkel re.

Phytotherapeutische Unterstützung
1/Withania somnifera Kps. 290mg        3x1 bis Dezember 2011
1/Tinospora cordifolia Kps. 440mg        3x1 bis Dezember 2011
1/Bacopa monniera Kps. 480mg         3x1 bis Dezember 2011
1/Nardostachys jatamansi Kps. 100mg     3x1 bis Dezember 2011

Zudem auch Abhyanga alle 2 Wochen bei einer Therapeutin in Ihrer Nähe


Mail: Anfang Januar 2012: seit 3 Wochen ohne Kapseln: alles gut und neuen ruhigeren Job mit Bedacht ausgesucht.

Literatur:
Caraka Samhita, Hg. Von P. V. Sharma, (engl.) Varanasi 1981 ff.

M. Mittwede: Ayurveda – Von den Ursprüngen zur Medizin heute, Heidelberg 1997.

S. N. Gupta, E. Stapelfeldt: Praxis Ayurveda-Medizin, Stuttgart 2009

E. Wolz-Gottwald: Heilung aus der Ganzheit, Ayurveda als Philosophie in der Praxis, Gladenbach 1991.

www.ayurveda-akademie.org/fileadmin/user_upload/PDFs/Artikel/stress-macht-krank.pdf

www.ayurveda-akademie.org/fileadmin/user_upload/PDFs/Artikel/burnout-rosenberg.pdf

Über die Autoren:

Prof. Dr. Martin Mittwede

Prof. Dr. Martin Mittwede

Studium der Indologie und Religionswissenschaft, interdisziplinäres Forschungsprojekt der DFG über Ayurveda-Medizin, Habilitation an der Universität Frankfurt / Main. Er verfügt über langjährige Erfahrungen in der ärztlichen Fortbildung, entwickelete ein ernährungsmedizinisches Curriculum und war Redaktionsleiter des Ayurveda Journals. Aktuell ist er als Studienleiter des Master-Studiengangs Ayurveda-Medizin an der Europäischen Akademie für Ayurveda tätig.

Dr. Ashish Bhalla

Dr. Ashish Bhalla

Dr. Bhalla erhielt seinen Universitätsabschluss in der Universität Wien und absolvierte seine Ausbildung zum Allgemeinmediziner in diversen Spitälern in Oberösterreich. Er leitet eine erfolgreiche Ayurveda-Praxis in Wels (Oberösterreich) und ist Ayurveda-Kurarzt im Kneipp- Gesundheitszentrum Schärding. Er wirkt als Dozent in der Ausbildung in Ayurveda-Medizin an der Europäischen Akademie für Ayurveda mit. Für die postgraduale Weiterbildung in Ayurveda-Medizin für Ärztinnen und Ärzte in Wien fungiert Dr. Bhalla als Medizinischer Leiter.