Interview mit Petra Wolfinger, Ayurveda-Therapeutin, Dozentin und Repräsentantin der Europäischen Akademie für Ayurveda in Österreich
Petra, Du bist dem Ayurveda seit 15 Jahren tief verbunden und unterrichtest u.a. die ayurvedische Massage an der Europäischen Akademie für Ayurveda. Was unterscheidet eine Ayurveda-Massage von der klassischen Massage?
Wenn wir recherchieren, was Wikipedia sagt, dann folgendes: „Die Massage (von frz. masser „massieren“, arab. مس „berühren; betasten“ oder aus griech. μάσσω kneten“) dient zur mechanischen Beeinflussung von Haut, Bindegewebe und Muskulatur durch Dehnungs-, Zug- und Druckreiz. Die Wirkung der Massage erstreckt sich von der behandelten Stelle des Körpers über den gesamten Organismus und schließt auch die Psyche mit ein.“
K. R. Srikantha Murthy:
„Die Abhyanga (Ölmassage und Bad) sollte täglich ausgeführt werden. Sie vertreibt Alter, Anspannung und Ansammlungen von Vata. Sie schenkt gute Sehfähigkeit, Ernährung für den Körper, langes Leben, guten Schlaf, gute und gesunde Haut. Sie sollte besonders ausgeführt werden am Kopf, den Ohren und Füßen. Sie sollte vermieden werden von Personen, die an Ansammlungen von Kapha leiden, gerade einer Reinigungstherapie unterzogen werden (wie Brechmittel oder Abführmittel) oder an Verdauungsstörung leiden.“
Was sich auf den ersten Blick erkennen lässt ist, dass sich die klassische Massage auf die Anatomie bezieht und auf eine mechanische Beeinflussung von Haut und Muskeln abzielt. Damit soll der Informationsaustausch zwischen Synapsen und ZNS ( zentralem Nervensystem) stimuliert werden. Streichen, Klopfen, Zupfen und Ziehen sind Griffmöglichkeiten, die regional die Durchblutung fördern und die Dysbalancen der Agonisten ausgleichen.
Abhyanga geht immer einen Schritt weiter. Der Therapeut schaut, wo sich der/die KlientIn gerade befindet, welches Dosha irritiert ist und entscheidet dann, ob anuloma oder pratiloma massiert wird, also beruhigend nach außen in die Peripherie oder aktivierend zum Herzen hin. Ein ganz wesentlicher Punkt ist das Öl, das je nach Zustand der Doshas ausgewählt wird.
Welche therapeutische Wirkung kann ich mit einer Ayurveda-Massage erzielen?
Im Ayurveda werden Prakriti und Vikriti gerne gegenüber gestellt; Prakriti ist die Grundkonstitution, also das, was uns mit auf den Weg gegeben wurde. Vikriti ist das, was das Leben jeden Tag aus uns macht. Wenn wir konstitutionsgerecht leben, dann sollten wir niemals krank werden. Leider zwingen uns aber äußere Umstände, der Beruf oder die Familie dazu, anders zu leben. Sich richtig zu ernähren, die Kraft aufzubringen, täglich Yoga zu praktizieren und zu meditieren, all das ist in der heutigen Zeit sehr schwierig.