Nadis sind Kanälen gleichzusetzen, in denen spezifische aktive Prozesse in einer bestimmten Richtung stattfinden. Es gibt 72.000 Nadis, die den gesamten Körper durchziehen. Das Medium kann grobstofflicher Natur wie die der Lymphe, des Blutes, des Stuhls, des Atems, der Nervenimpulse etc. sein oder wie der „feinstoffliche“ Fluss von Gedanken und Emotionen. Durch die Nadis verteilt sich Prana, die dynamische Lebenskraft, die alles am Leben erhält. Sie ist gemäß ihrer Eigenschaft immer in Bewegung. Sollte dieser natürliche Fluss gestört werden, können die Nadis bzw. Marmas blockiert werden. Es können lokale Beschwerden auftreten, aber auch das ganze System kann durch den Rückstau bzw. durch eine geänderte Flussrichtung gestört werden.
Störungen des Marma-Nadi-Systems
Wurden früher, vor ca. 3.000 Jahren, diese Punkte und Energiebahnen durch kriegerische Auseinandersetzungen mittels Pfeilen und Speeren verletzt, so finden in der heutigen Zeit die Verletzungen in anderer Art und Weise mit umfassenden Auswirkungen statt. Beispiele für störende Einflüsse, die heutzutage „verletzen“ können:„Dis-Stress“ – negativer Stress, Blicke oder Worte, zu viel, zu wenig oder verkehrte Bewegungen bzw. Sportarten, zu viel und schnelles Reden, schlechte Verdauung, Fehlhaltung, langes Stehen, Sitzen und Liegen, Reizüberflutung durch die Medien (Radio, Fernsehen...), zu viel Reisen, Lesen, am PC sitzen, künstliche Lichtquellen, Essen entgegen der Konstitution, verkehrtes Verhalten in den Jahreszeiten, schlechte Ergonomie am Arbeitsplatz, verkehrte bzw. eingeschränkte Atemtätigkeit, emotionales Ungleichgewicht, finanzielle Sorgen und Ängste.
Behandlungsmöglichkeiten
Der Ayurveda bietet hierfür sehr effektive und oft überraschend schnell wirkende Behandlungsmöglichkeiten. Was aber wie in allen Naturheilsystemen und auch in der Allopathie das Allerwichtigste ist, ist das eigene Erkennen des Betroffenen, dass er selbst aufgefordert ist, in diesem Gesundungsprozess aktiv mitzuhelfen, damit eine möglichst lang anhaltende Gesundheit an Körper und Geist gewährleistet ist.
Um Blockaden im Marma-Nadi-System zu bearbeiten, bedient man sich im Manualtherapiebereich ganz bestimmter Massagestriche, die in bestimmten Ausgangsstellungen ausgeführt werden, welche öfters verändert werden, um so den Fluss im Marma-Nadi-System zu aktivieren. Wichtig ist es, Dehnungen in die Massageabläufe einzubauen, in denen dann ganz gezielt die Problemstelle bzw. im gestörten Nadiverlauf gearbeitet wird. Ferner stellt die Ölauswahl sowie das Erarbeiten eines Ernährungs- und Bewegungsplans eine große Rolle für die Behandlung dar. Weitere Behandlungsangebote können sein: Kräuterbeutel (Kizhi), Kräuterauflagen (Lepa), lokale, äußere Öleinläufe (Katibasti). Atem- und Entspannungstechniken können den überaktiven Geist zur Ruhe bringen.
Fallbeispiel (Kurzform)
• Patient, 50 Jahre, eigene Gärtnerei
• Beschwerdebild: chronischer Kopfschmerz verstärkt im Herbst und Winter, Durchschlafprobleme, starke Erschöpfung und schnell gereizt, immer häufiger auf Zug und Kälte im Nacken empfindlich.
• Ernährung: jeden Abend eine große Portion Salat, Hartkäse und Vollkornbrot, morgens Kaffee und Vollkornbrot, mittags Salat, Kohlenhydrate und sehr hastiges Essen. Trinkmenge 1 bis 1 1⁄2 Liter Wasser
• Schulter-Nackenbereich weist massiven Muskelhartspann auf, Arm- und Handbereich ist sehr kontrakt (muskulär versteift), Brustmuskel ist verkürzt, Kopf- und Schulterbewegungen sind sehr eingeschränkt
• Grundkonstitution (Prakriti): Pitta / Vata
• Erhöhung / Störung (Vikriti): Pitta Vata sind erhöht
• Blockaden folgender Marmas: Ansatzbereich vom Kopfseitwender, oberer Trapeziusanteil, Mitte Achselhöhle, Brustmuskel, Mitte Unterarm, Mitte Handgelenksspalt und dazugehörende Nadis
• Behandlung: Kalari-Massage, Arbeiten mit einem reduzierenden Kräuterbeutel, Auflagen von Lepas, Ernährungsumstellung (abends Rohes und tierisches Eiweiß meiden. Erlernen von Atemtechniken, Bewegungsübungen für den Alltag, Selbsteinölung der betroffenen Gebiete, Schutz vor Zug, Nässe und Kälteeinwirkung.
• Behandlungsergebnis: Patient war nach 3 Ayurveda-Behandlungen beschwerdefrei, hält sich weiterhin an die Empfehlungen und kommt 2 bis 3 Mal im Jahr weiterhin zu Behandlungen, um den gebesserten Zustand zu erhalten.