Der indische Staatsminister für Ayurveda und Yoga, Shripad Naik, reiste am 17. Oktober mit einer Delegation nach Birstein in den Main-Kinzig-Kreis. Sein Besuch galt der Europäischen Akademie für Ayurveda, dem führenden Bildungs- und Therapiezentrum für traditionelle indische Heilkunde im deutschsprachigen Raum. Dahinter stand die Motivation, einen persönlichen Eindruck von der Qualität und authentischen Umsetzung der Ayurveda-Medizin in Europa zu gewinnen.
Der Minister ist nach eigenen Angaben nach Deutschland gekommen, um die Bekanntheit des Ayurveda weiter zu fördern. Wichtig ist ihm, dass Ayurveda weit mehr ist als Wellness, nämlich eine komplexe medizinische Heilkunde, die auch heute von über 50% der Bevölkerung auf dem indischen Subkontinent genutzt und geschätzt wird. Wie der Ayurveda hierzulande bekannter wird und welche Rolle das Kompetenzzentrum in Birstein dabei spielen kann, waren Fragen, die im Mittelpunkt der Gespräche mit der Europäischen Akademie für Ayurveda standen. Beeindruckt zeigte sich Shripad Naik von dem großen Interesse, das der Ayurveda in Deutschland auf sich zieht. „Viele unserer Ausbildungsteilnehmer und Patienten kommen zu uns, weil sie den Ayurveda als wirksame Ergänzung zur modernen Medizin betrachten“, betonte Mark Rosenberg, Direktor der Europäischen Akademie für Ayurveda.
Europäischer Hochschulabschluss für Ayurveda-Medizin
Seit ihrer Gründung im Jahre 1993 haben bereits mehr als 20.000 Teilnehmer eine Ausbildung oder ein Seminar an der Europäischen Akademie für Ayurveda belegt. Auf dem Programm stehen die Fachgebiete Medizin, Ernährung und Manualtherapie sowie Psychologie und Yoga. Minister Shri Shripad Naik und sein Forschungsdirektor Prof. K.S. Dhiman interessierten sich insbesondere für den ersten universitären Studiengang für Ayurveda-Medizin in Europa. Dieser wendet sich speziell an Ärzte und medizinische Fachberufe. „Mehr als 150 Studenten sind zur Zeit in diesem Studiengang immatrikuliert“, erläuterte Studienleiter Prof. Dr. Martin Mittwede. Eine Kooperation mit der Middlesex Universität, London, ermöglicht es den Studierenden, den akademischen Grad „Master of Science (MSc) im Ayurveda-Medizin“ zu erlangen.
Therapieerfolge bei chronischen Erkrankungen
Die Delegation besuchte außerdem das Kurzentrum der Akademie, das unter der medizinischen Leitung von Dr. med. Kalyani Nagersheth geführt wird. Dort nutzen die Regierungsvertreter die Begegnung mit Patienten, um mehr darüber zu erfahren, was Europäer am Ayurveda besonders schätzen und bei welchen Beschwerdebildern er in Deutschland therapeutisch angewendet wird. „Bei vielen chronischen Beschwerden hat sich Ayurveda als besonders wirksam erwiesen. Dazu zählen u.a. Allergien, Erkrankungen der Atemwege und des Magen-Darm-Traktes oder neurovegetative Störungen, also auch Stress und seine Folgen“, sagt Prof. Dr. S.N. Gupta, bekannter Ayurveda-Arzt aus Nadiad, Indien, und Leiter des wissenschaftlichen Beirats der Akademie.
Auch der ayurvedische Heilpflanzengarten weckte die Aufmerksamkeit der indischen Gäste. Hier geht es nicht nur darum, indische Ayurvedakräuter in Europa zu kultivieren. Vielmehr gilt es, sie mit Heilpflanzen aus der europäischen Fauna zu ergänzen, denn das ayurvedische Prinzip besagt, dass all jene Heilpflanzen besonders gut wirken, die in der Nähe des Patienten wachsen.
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